
Kulinarik mit Konzept
Hinter dem täglichen Angebot stehen zwei Berufstrainer*innen, ein Sozialpädagoge mit abgeschlossener Zweitausbildung als Koch und ein engagiertes Team aus Teilnehmenden der beruflichen Rehabilitation. Gemeinsam stemmen sie den täglichen Kantinenbetrieb – mit allem, was dazugehört: vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zu Desserts und selbstgemachtem Joghurt.
Die Menüplanung folgt einem klaren Prinzip: abwechslungsreich, ausgewogen und mit Raum für Mitbestimmung. „Wir haben eine Wunschliste, da dürfen die Teilnehmenden ihre Lieblingsgerichte eintragen. Wenn es machbar ist, setzen wir das um“, erzählt Michéle B. (Leiterin Trainingsbereich HoGa). Doppelungen im Quartal werden dabei vermieden – Vielfalt ist Programm.
Gesund, regional und manchmal international
Die Zutaten kommen, wo immer möglich, aus der Region: Obst und Gemüse vom Biohändler, Kaffee aus hauseigener Röstung des BTZ Gera und Frischfleisch statt Tiefkühlware. Doch auch internationale Spezialitäten finden ihren Weg auf den Speiseplan – dank der kulturellen Vielfalt im Team und der Teilnehmenden. „Wir haben schon syrische, osteuropäische oder nordafrikanische Gerichte gekocht, oft nach Originalrezepten von Müttern oder Großmüttern“, berichtet eine Kollegin. Die Zutaten dafür stammen aus internationalen Läden – für authentischen Geschmack.
Auch der Gesundheitsaspekt kommt nicht zu kurz: Kalorien und Nährwerte werden von Fachpersonal berechnet und veröffentlicht, Allergene sind klar gekennzeichnet, und für jede Unverträglichkeit gibt es eine Alternative. „Salatteller gehen immer – oder wir sprechen individuell mit den Teilnehmenden“, so die Berufstrainerin.
Lehrküche mit Herz
Ein besonderes Merkmal der BTZ-Kantine ist ihre Funktion als Lehrküche. Teilnehmende übernehmen, unter fachlicher Aufsicht, vielfältige Aufgaben: vom Anrichten des Salatbuffets über das Zubereiten von Dressings bis hin zur eigenständigen Leitung eines Menüs. „Manche sind so fit, dass sie federführend kochen. Das ist toll zu sehen“, so eine Kollegin. „Die Anleitung erfolgt strukturiert, mit einem sogenannten „Küchenpaten/ einer Küchenpatin“, der/die neue Teilnehmende Schritt für Schritt einführt. Wir erklären alles von der Pike auf. Das braucht Zeit, aber es lohnt sich.“ Denn die Küche ist nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein Ort der persönlichen Entwicklung.
Ein paar Beispiele: Eine Teilnehmerin konnte durch einen Erfolg in der Küche ihr Selbstvertrauen nachhaltig stärken. Ihr selbst entwickeltes Menü kam so gut an, dass sie namentlich auf dem Speiseplan erwähnt wurde – daraufhin erntete sie viel Lob von den satten und zufriedenen Co-Teilnehmenden. Ein anderer Teilnehmer, der anfangs große Schwierigkeiten hatte, bedient heute souverän die Kasse – dank barrierefreier Beschriftung und viel Geduld der Berufstrainer*innen.
Nudeln, Nachhaltigkeit und ein bisschen Schokolade
Und was ist das beliebteste Gericht? Die Antwort kommt prompt: „Nudle Bolo“. Doch auch Kuchen, Desserts und kleine Extras sorgen für Begeisterung – oft selbst gemacht, manchmal auch als kleine Überraschung. Teilnehmende aus der Küche dürfen sich über kleine Goodies freuen: ein Eis, ein Getränk oder ein Schokoriegel. Der Nachhaltigkeitsaspekt spielt bei alledem ebenfalls eine große Rolle – durch grundsolide Planung beim Einkauf und tadellose Zubereitung bleibt am Ende eines Tages kaum bis gar nichts übrig.
Fazit
Die BTZ-Kantine in Mainz ist ein Ort, an dem gutes Essen, gelebte Inklusion und berufliche Qualifizierung Hand in Hand gehen. Sie zeigt, wie viel Potenzial in einem gemeinsamen Mittagessen steckt – wenn man es mit Herz, Verstand und Teamgeist zubereitet.