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„Wenn man den ersten Schritt geschafft hat, läuft es wie von allein“

BTZ Gera

Im Interview berichtet Frau Georgi, ehemalige Teilnehmerin des BTZ Gera, von ihren Erfahrungen und Erfolgen. Seit zwei Jahren absolviert sie erfolgreich eine Tischler*innen-Lehre.

Ein Mann und eine Frau arbeiten in der Tischlerei an einem Holz-Werkstück

Die berufliche Rehabilitation junger und erwachsener Menschen mit psychischer Beeinträchtigung – das hat sich das Berufliche Trainingszentrum (BTZ), das 2019 in Gera eröffnet wurde, zum Ziel gesetzt. Mit Training der sozialen Kompetenzen, individuellen Qualifizierungsmethoden und betrieblichen Praktika unterstützt, berät und fördert das BTZ seine Teilnehmer*innen und ermöglicht so einen (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben.

So auch bei Frau Georgi, die das Programm durchlief – und nun seit zwei Jahren erfolgreich eine Tischler*innen-Lehre absolviert. Während ihr ein strukturierter Alltag zu Beginn schwerfiel, entwickelte die 26-Jährige während ihrer Zeit im BTZ neues Selbstvertrauen und Disziplin, sodass ihr letztendlich nicht mal die lange Bus- und Bahnfahrt von Gera zur Lehre nach Auma etwas ausmachte. Ein selbstbestimmtes Leben, welches das Berufliche Trainingszentrum seinen Teilnehmer*innen ermöglichen möchte, führt sie nun allemal. Im Interview berichtet Frau Georgi von ihren Erfahrungen und Erfolgen.

Frau Georgi, wie sind Sie auf das BTZ aufmerksam geworden?

Vorher habe ich an einer Integrationsmaßnahme teilgenommen, in der es darum ging, wieder in den Alltag hineinzufinden und an den Berufsalltag herangeführt zu werden. Schon dort habe ich gemerkt, dass mir das Handwerk großen Spaß macht. Ich hatte jedoch Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu finden. Also habe ich nach einer Alternative gesucht und mir wurde bei der Agentur für Arbeit dann das BTZ vorgestellt, was ich sehr ansprechend fand, weil es dort eben auch handwerkliche Werkstätten gab.

Wie ging es weiter, als Sie sich für das BTZ entschieden hatten?

Es gab zunächst zwei Gespräche, ein allgemeines und eines mit einer Psychologin. Dabei wird entschieden, ob das BTZ zu einem passt. Es wird geschaut, ob man wirklich motiviert ist und bereit ist, etwas dafür zu tun, sein Leben zu ändern.

Wie ist das Programm konkret aufgebaut?

Es war strukturiert wie ein normaler Arbeitstag: Es ging um 7:30 Uhr los und um 16 Uhr war Feierabend. Die Hauptsache war erstmal, das durchzuhalten. Und wenn man diesen Schritt geschafft hat, dann ging es weiter Richtung Interessenvertiefung und Jobsuche. Das Programm dauert insgesamt elf Monate. Ein halbes Jahr ist Vorbereitungsphase, dann habe ich angefangen, auf konkrete Suche zu gehen. Vorher habe ich nochmal verschiedene Bereiche ausprobiert, ich war zum Beispiel mal in der Küche, bin aber beim Handwerk geblieben.

Würden Sie das BTZ weiterempfehlen?

Auf jeden Fall. Vor allem, weil es oft schwierig ist, den Sinn in der Arbeit zu sehen und dass sie einem Spaß machen kann. Das vermittelt das BTZ sehr gut. Schwierig ist es natürlich bei denjenigen, die überhaupt nicht mitmachen wollen. Man muss selbst auch einen kleinen Schritt gehen. Wenn man den ersten Schritt geschafft hat, läuft es wie von allein. Man hat im BTZ viele Ansprechpartner für sämtliche Probleme – immer kann man mit irgendjemandem darüber sprechen. Man bekommt auf jeden Fall Hilfe. Und wenn es nicht sofort klappt, dann in einem kurzen Zeitraum, weil man mit anderen gemeinsam versucht, eine Lösung zu finden.

Man fühlt sich also an die Hand genommen?

Genau. Man merkt, dass das Team zusammenarbeitet. Es wird wahrgenommen, wer mehr Hilfe braucht – und wer weniger. Es ist ein multiprofessionelles Team aus Psychologen, Sozialpädagogen, Ausbildern und Bildungsbegleitern. Auch gerade im Bereich Handwerk waren viele gelernte Leute da. An Wissen kann man da alles erwarten und auch selbst dadurch viel lernen. Für jedes Problem gab es eine Person, mit der man reden konnte. Ich habe mich gut aufs Berufsleben vorbereitet gefühlt.

Seit zwei Jahren sind Sie bei der Tischlerei Schmidt in Auma-Weidatal eingestellt. Wie ergeht es Ihnen mittlerweile und wie war der Start ins Arbeitsleben?

Ich bin eine ziemlich zurückgezogene Person, aber jetzt merke ich immer mehr, dass ich selbstsicherer werde und auch mal etwas sage, was ich am Anfang nicht gesagt hätte. Und dass ich lockerer werde. Mittlerweile fühle ich mich richtig wohl hier in der Firma, hier ist ein sehr angenehmes Arbeitsklima, die Kollegen sind auch alle sehr nett.

Können Sie sich weiterhin an das BTZ wenden, sollten Sie sich unsicher fühlen oder sollten Schwierigkeiten auftreten?

Ich kann jederzeit dort anrufen, wenn ich Probleme habe. Ich persönlich besuche das BTZ auch immer noch. Gerade auch, als ich jetzt meine ersten Zeugnisse bekommen habe – und wenn ich die Zwischenprüfungen bestanden habe. Einfach, um das BTZ auf dem Laufenden zu halten.

Sie erinnern sich also gerne an die Zeit zurück?

Ja. Es herrschte einfach eine familiäre Atmosphäre. In den insgesamt vier Bereichen kennt man sich untereinander und hat Bezugspersonen vor Ort.

Welche Begriffe fallen Ihnen abschließend zur Zeit im BTZ ein?

Selbstdisziplin, Selbstvertrauen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Auch mal, wenn man keine Lust hat, es trotzdem zu machen. Und organisiert arbeiten. In den elf Monaten musste man all das ja auch leisten und wurde so optimal aufs Berufsleben vorbereitet.

Auf mich wartet Ende des Jahres außerdem eventuell ein Auslandspraktikum. Was mir das BTZ auch mit auf den Weg gegeben hat, ist, immer offen zu sein und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die einen weiterbringen, so zum Beispiel auch das Praktikum. Ich bin gespannt, was noch auf mich zukommt.

Herr Schmidt, wie sehen Sie das aus Arbeitgebersicht? Wie haben Sie Fr. Georgi im Berufsleben wahrgenommen, seitdem sie bei Ihnen angestellt ist?

Fr. Georgi kam über das BTZ zunächst für ein Praktikum. Sie ist direkt in den normalen Arbeitsprozess eingebunden worden und hat sich da sehr gut durchgekämpft. Parallel hat das BTZ immer wieder nachgefragt, ob alles funktioniert oder ob sie noch etwas ändern können. Fr. Georgi war dann aber schon so weit, dass sie gar keine Hilfe mehr gebraucht hat und auf dem richtigen Weg war. Auch als sie ihre Lehre begonnen hat, wurde nochmal nachgefragt. Die Betreuung des BTZ war immer gut. Mittlerweile verantwortet Fr. Georgi ihr eigenes größeres Projekt. Das Ergebnis ist immer positiv und da bin ich stolz drauf.

 
Auch Sie stehen nach psychischen Erkrankungen ohne Arbeit bzw. Ausbildung da und benötigen Unterstützung? Oder Sie möchten das BTZ Gera als Mitarbeiter*in unterstützen und Betroffenen zu einem erfolgreichen Berufseinstieg verhelfen? Setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung. Wir freuen uns auf Sie!

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