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Ein Erfahrungsbericht aus dem BTZ Neuwied

BTZ Neuwied

Eine ehemalige Teilnehmerin berichtet von ihren Erfahrungen während ihrer Zeit im BTZ.

„Hallo, Frau H., schön, dass wir uns über eine Videokonferenz im Erstgespräch kennenlernen können!“, sagte die Psychologin zu mir. Ich war völlig verunsichert, wusste ich doch nicht, was da auf mich zukommen wird. Auch Videokonferenzen gegenüber bin ich eher skeptisch eingestellt, aber die Vorstellung, mit dem Zug von Nassau nach Neuwied zu fahren, war für mich noch eine unüberwindbare Hürde.

Ich erinnere mich an kein einziges Wort aus dem Gespräch und das ist im Nachhinein auch nicht mehr wichtig. Wichtig war ihre Frage, ob ich den zu unterschreibenden Zettel per Post bekommen möchte. Ich verneinte und sagte: „Ich komme nach Neuwied. Das ist ein gutes Training für mich und früher oder später muss ich diese Strecke eh zweimal am Tag zurücklegen.“

Seitdem sind 15 Monate vergangen. 15 Monate, in denen meine Psychologin, meine Sozialpädagogin und die verschiedenen Berufstrainer mir geholfen haben, geduldig und liebevoll mit mir zu sein. Sie gaben mir nicht nur gute Ratschläge, sondern gingen auch mit sich selbst möglichst liebevoll und achtsam um. Ganz nach dem Sprichwort Karl Valentins: Kinder kann man nicht erziehen – sie machen eh alles nach.

Der schmale Grat zwischen beruflich professionell und empathisch scheint hier in Neuwied ein breiter Feldweg zu sein, der mit vielen Möglichkeiten und Perspektiven geschmückt ist.

Ich habe oft gedacht, dass ich ein hoffnungsloser Fall sei; habe ich doch schon so viel gekämpft und versucht und und und… Wie wollen die mir jetzt plötzlich aus meiner verrannten Situation helfen?

Das Einzige, worum mich hier alle gebeten haben, war Bescheid zu geben, wenn etwas nicht nach unserem gemeinsam erstellten Plan läuft. Das habe ich geschafft. Dafür wurde ich belohnt. Ich wurde ernst und an die Hand genommen, wenn ich weder ein noch aus wusste. Und tatsächlich immer fanden wir eine Lösung, mit dem IST-Zustand umzugehen.

Was meine Berufserfahrung kaputt gemacht hatte, wurde hier, Stück für Stück, wieder aufgebaut. Mit Geduld, Verständnis und sachlicher Herangehensweise. Danke dafür!

Kommen wir nun zu den anderen Teilnehmer*Innen, die ich im BTZ Neuwied kennenlernen durfte.

Vorab muss ich erwähnen, dass ich durch meine Erkrankung fast alle meine Freundschaften in den Sand gesetzt habe, weil ich nicht wusste, dass ich diese Erkrankung habe. Als ich sie begriff, habe ich mich bei denen, die mir wichtig waren, entschuldigt. Es fließt kein böses Blut mehr, aber die Freundschaften haben sich nie davon erholen können.

Ich zog mich zurück und litt unter meinem schlechten Gewissen. Jahrelang bin ich Menschen nicht mehr nahe gekommen, weil ich zu viel Angst hatte, zu verletzen und verletzt zu werden. Als dann der Wunsch nach Freundschaften wieder wuchs, bemerkte ich, dass meine Angst zu groß geworden war.

Hier im BTZ habe ich dann täglich wieder mit Menschen Kontakt gehabt. Wir haben in Gruppen Aufgaben bearbeitet, in der Pause miteinander geredet, gemeinsam zu Mittag gegessen und auch durch die Themenwahl im psycho-sozialen Angebot viel Persönliches von uns erfahren. Zwei Teilnehmer habe ich kennen gelernt, die mich Freundin nennen und sich meine Freunde nennen, obwohl ich es erst nach über einem Jahr geschafft habe, sie auch mal außerhalb des BTZ zu treffen. Ich war bisher in vielen Einrichtungen, in vielen Jobs und Zweckgemeinschaften, und ich habe mich mit vielen gut verstanden, aber wirkliche Freundschaften konnte ich erst hier wieder entwickeln.

Bei den besagten Zweien bin ich mir sicher, dass sie meine Freunde bleiben werden.
Bei ein paar anderen, die mir bei dem Thema im Kopf herumtanzen, wird es wieder die Zeit zeigen…

Ein Ausblick

Bald verlasse ich das BTZ Neuwied und werde mit einem guten Gefühl die nächste Station in meinem Leben erreichen. Mit den Erfahrungen und dem Wissensschatz, den ich hier bekommen habe, bin ich zuversichtlich, dass ich endlich aus meinem Hamsterrad ausgestiegen bin und das Labyrinth des Alltags betreten kann.

Das Leben ist ein Ponyhof – es stinkt und macht viel Arbeit….aber manchmal kann man reiten!

(Frau H.)

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